- Jean
Reflexionen einer Wegwerfgesellschaft - Ein Blick auf Obdachlosigkeit im Jahr 2019
In welchem Zeitalter leben wir eigentlich?
Ich habe kürzlich eine Dokumentation über eine Bahnhofsmission gesehen. Die Helfer dort, ob ehrenamtlich oder hauptberuflich, bieten Unterstützung für diejenigen, die am meisten Hilfe benötigen.
Ein obdachloser Mann, der kürzlich einen Alkoholentzug durchgemacht hat, spricht über die Ironie seines Lebens: Ohne Arbeit keine Bleibe, ohne Bleibe keine Arbeit. Er trinkt wieder, um die Kälte der Straße zu ertragen.
Die Bahnhofsmission bietet ihm kurzzeitige Erleichterung - einen warmen Kaffee, eine Dusche. Aber es gibt so viele andere, die draußen warten, jeder mit seiner eigenen Geschichte.
Ein weiterer Mann, der in Badeschuhen ohne Socken in der Kälte steht, bittet um Schuhe. Er würde sogar Frauenschuhe tragen, weil ihm so kalt ist.
Diese Geschichten haben mich extrem berührt. In unserer heutigen Gesellschaft, in der Luxus und Überfluss herrschen, haben wir vergessen, das Wesentliche zu schätzen. Wir sind so sehr auf unsere eigenen Probleme fixiert, dass wir die echten Herausforderungen, denen sich andere täglich stellen müssen, übersehen.
Wie ist es möglich, dass Menschen in unserer modernen Welt immer noch durch das soziale Netz fallen? Während einige sich bewusst für das Leben auf der Straße entscheiden, gibt es viele, die unverschuldet in diese Situation geraten sind. Unser System, trotz seiner Bürokratie, muss doch in der Lage sein, diese Menschen zu unterstützen.
Ich erinnere mich an Zeiten, in denen wir mehr Zeit für uns selbst und für andere hatten. In der wir die kleinen Dinge im Leben geschätzt haben.